Allein im Münsteraner Stadtgebiet wird der 1899 eröffnete Dortmund-Ems-Kanal heute von knapp 30 Brücken überquert. Doch kaum eine andere besitzt eine ähnlich bunte Geschichte wie die Hiltruper Prinzbrücke.

Die Bogenbrücke hatte zwei Vorgängerinnen an diesem Standort: Zunächst befand sich hier eine einfache Brücke, die in den 1930er Jahren durch eine größere Bogenbrücke ersetzt wurde. Schon damals besaß diese den Namen Prinzbrücke, benannt nach der Kaffeewirtschaft und Gaststätte Prinz, die sich in ihrer Nähe befand. Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 wurde die Brücke gesprengt: Um den herannahenden Truppen der Alliierten Transport- und Nachrückwege zu nehmen, ließ die nationalsozialistische Regierung insgesamt 88 Prozent aller Brücken des westdeutschen Kanalsystems zerstören. Im Bereich von Hiltrup und Amelsbüren gab es auf diese Weise lediglich eine einzige Brücke, die noch passierbar war, die Börgerbrücke im Westen von Amelsbüren in Höhe des heutigen Hansa-Business-Parks. Damit die Hiltruper weiterhin den Kanal nach Hiltrup-Ost und in Richtung Wolbeck queren konnten, musste übergangsweise eine handbetriebene Fähre eingesetzt werden

Um nach Kriegsende rasch Ersatz für die zerstörte Prinzbrücke zu schaffen, kaufte man 1946 kurzerhand eine Bogenbrücke aus Duisburg, die 1907 als „Oberbürgermeister Lehr-Brücke“ erbaut worden war. Sie gehörte vormals zu einem 500 Meter langen Brückenzug am Duisburger Binnenhafen, der vor dem Zweiten Weltkrieg als meistbefahrener Brückenzug Westdeutschlands galt, am Ende des Zweiten Weltkrieg aber gleichfalls schwer zerstört wurde und ersetzt werden musste. Erhalten geblieben ist jedoch ein noch brauchbares Teilstück der alten Brücke, das man für den Neubau in Duisburg nicht gebrauchen konnte. Der Brückenoberbau wurde zwischen 1948 und 1950 in Einzelteilen nach Hiltrup verschifft und zwischen den Hauptträgern am Osttor wiederaufgebaut, wenn auch etwas schmaler und, anders als in Duisburg, ohne Straßenbahnschienen. Trotz dieser Veränderungen verwendet die Brücke bis heute noch das 1895 entwickelte System der steifen Bogenträger mit Zugbändern, die den Seitenschub aufnehmen und damit die Pfeiler entlasten. Von der im Krieg zerstörten Brücke sind die Brückenköpfe und die Straßengeländer mit den eckigen Profilen erhalten geblieben.

Seit der Eröffnung der parallel verlaufenden Osttor-Brücke 1982 dient die Prinzbrücke nur noch als Nebenbrücke und vor allem als Fahrradverbindung und Werkszufahrt. Ein Abriss der Brücke ist aufgrund ihrer abnehmenden Tragfähigkeit und geringen Höhe seit den frühen 2000er Jahren im Gespräch.

 

Routenvorschläge für die Besichtigung der Stelen: https://geo.stadt-muenster.de/rundgang_48165/

Ein Flyer mit einer Übersicht über alle Informationsstelen und einer Karte mit den Routenvorschlägen ist im Infopunkt Hiltrup (Marktallee 38), im Hiltruper Museum (Zur Alten Feuerwache 26) sowie an weiteren Stellen in Hiltrup erhältlich.

 

Kontakt:

STADTTEIL Offensive Hiltrup e. V.
Marktallee 38
48165 Münster

Tel: 0 25 01/9 71 28 95
info@stadtteiloffensive.de
www.stadtteiloffensive.de

Hiltruper Museum e. V.
Zur Alten Feuerwache 26
48165 Münster

Tel: 0 25 01/12 05
info@hiltruper-museum.de
www.hiltruper-museum.de

Kinder am Kanal vor der ehemaligen Prinzbrücke (ca. 1935)

Kinder am Kanal vor der ehemaligen Prinzbrücke (ca. 1935)

Prinzbrücke nach dem Bau der parallel verlaufenden Osttor-Brücke (ca. 1988)

Prinzbrücke nach dem Bau der parallel verlaufenden Osttor-Brücke (ca. 1988)

Oberbürgermeister-Lehr-Brücke am Duisburger Binnenhafen - aus diesem Brückenzug wurde die heutige Prinzbrücke entnommen

Oberbürgermeister-Lehr-Brücke am Duisburger Binnenhafen - aus diesem Brückenzug wurde die heutige Prinzbrücke entnommen

die Prinzbrücke im Herbst 2022 (Foto: Michael Grottendieck)

die Prinzbrücke im Herbst 2022 (Foto: Michael Grottendieck)