Noch vor ca. 100 Jahren führte ein „Sandpättken“ an Wacholder- und Ginsterbüschen vorbei von Alt St. Clemens nach Angelmodde und weiter nach Wolbeck. Die Bauern nutzten diese „Dorfstegge“ als Kirchweg und beklagten oftmals, dass „die Wege gantz ohnbrauchbar und inpracticabel“ seien.

Mitte des 19. Jahrhunderts war Hiltrup ein winziges Dörfchen im Münsterland. Durch die Verlegung des Bahnhofs von der Hohen Ward zu seinem jetzigen Standort im Jahr 1868 und die Eröffnung des Dortmund-Ems-Kanals 1899 veränderte sich der Ort. Es siedelten sich verschiedene Unternehmen an. 1892 entstand durch die Gebrüder Hanses eine große Forstbaumschule, 1903 gründete Max Winkelmann die Glasurit-Werke (heute BASF). Es folgten weitere mittelständische Betriebe.

Durch die verschiedenen Unternehmen wurden viele Arbeiter, Handwerker und Geschäftsleute sowie Ärzte, Banken und Versicherungen angezogen und das bis dahin sehr kleine Bauerndorf wuchs besonders entlang der Bahnhofstraße (heute Marktallee). Es entstanden mehrere prächtige Jugendstilhäuser, neben einfachen Häusern der Werksangehörigen. Ein sichtbarer Mittelpunkt ist auch heute noch die 1913 erbaute große neo-romanische Clemenskirche mit ihren Vierungstürmen. Im Zuge dieses Bauwerkes wurde die Bahnhofstraße erst im Jahr 1914 mit Basalt gepflastert. Neben der Straße führte ein Sandweg entlang, auf dem die Pferdefuhrwerke ihre schweren Lasten zogen. Offene Gräben zu beiden Seiten nahmen im Frühling, Herbst und Winter überschüssiges Wasser auf. Im Sommer wurden die Gräben zu Kinderspielplätzen. Zu beiden Seiten war die Straße mit Ulmen und Linden bepflanzt, die aus der heimischen Baumschule Gebr. Hanses stammten.

So entwickelte sich im Laufe der letzten hundert Jahre die beliebte Einkaufs- und Geschäftsstraße zum Zentrum Hiltrups. Aus kleinen Arbeiterhäuschen wurden großzügige Geschäfts- und Handwerkergebäude. 2000/2001 wurde die Marktallee großzügig umgestaltet: 1,80 m breite mit rotem Betonstein gepflasterte Radwege sowie 2 m breite Gehwege wurden ausgebaut. Die Fahrbahn verengte sich somit auf 6,50 m. Flussrinnen aus Naturstein zu beiden Seiten und „Kegelaufsatz-Leuchten“ als Laternen sollten den Boulevard-Charakter unterstreichen.

1934 wurde die Bahnhofstraße in Adolf-Hitler-Straße umbenannt. 1945 erhielt sie ihren alten Namen zurück. Seit 1975 heißt sie durch die Eingemeindung Marktallee. Die Marktallee ist zur Lebensader Hiltrups geworden.

Quelle: Muschinski, Rita: Hiltrup - Die Marktallee. Historische Ansichten. Verden 2021, S. 3.

 

Routenvorschläge für die Besichtigung der Stelen: https://geo.stadt-muenster.de/rundgang_48165/

Ein Flyer mit einer Übersicht über alle Informationsstelen und einer Karte mit den Routenvorschlägen ist im Infopunkt Hiltrup (Marktallee 38), im Hiltruper Museum (Zur Alten Feuerwache 26) sowie an weiteren Stellen in Hiltrup erhältlich.

 

Kontakt:

STADTTEIL Offensive Hiltrup e. V.
Marktallee 38
48165 Münster

Tel: 0 25 01/9 71 28 95
info@stadtteiloffensive.de
www.stadtteiloffensive.de

Hiltruper Museum e. V.
Zur Alten Feuerwache 26
48165 Münster

Tel: 0 25 01/12 05
info@hiltruper-museum.de
www.hiltruper-museum.de

 

 

Die für den Bau der Osttor-Brücke abgerissene Villa Schencking (ca. 1910).

Die für den Bau der Osttor-Brücke abgerissene Villa Schencking (ca. 1910).

Die Bahnhofstraße aus Richtung Westen, kurz nach Bau der neuen Clemenskirche 1913.

Die Bahnhofstraße aus Richtung Westen, kurz nach Bau der neuen Clemenskirche 1913.

Ansicht der Bahnhofstraße (ca. 1950).

Ansicht der Bahnhofstraße (ca. 1950).

Das Gloria-Theater an der Hausnummer 73 (ca. 1955).

Das Gloria-Theater an der Hausnummer 73 (ca. 1955).

Der Kinosaal des Gloria-Theaters (ca. 1955).

Der Kinosaal des Gloria-Theaters (ca. 1955).

Die Bahnhofstraße samt Villa Dalhoff aus Richtung Westen (ca. 1956).

Die Bahnhofstraße samt Villa Dalhoff aus Richtung Westen (ca. 1956).