Nach sieben Jahren Bauzeit wurde der Dortmund-Ems-Kanal am 11. August 1899 am Dortmunder Hafen von Kaiser Wilhelm II. eröffnet. An der Fertigstellung des ersten großen Kanals, der in Deutschland gebaut wurde, hatten 4.500 Arbeiter mitgewirkt, von denen viele aus Polen, den Niederlanden oder Italien stammten. Grund für den Bau war vor allem der Aufschwung der deutschen Industrie im 19. Jahrhundert. Mit dem 223 Kilometer langen Kanal entstand eine direkte Verbindung des Ruhrgebiets mit der Nordsee, welche einen vergleichsweise einfachen und kostengünstigen Transport von großen Mengen an Gütern wie Eisenerz und Kohle ermöglichte. Dies spielte auch für die Großmachtfantasien Wilhelms II. eine wichtige Rolle: Er wollte, dass aus Deutschland eine Seemacht wird. Um die Marine aufzurüsten, benötigte er Kohle und Stahl sowie eine Verbindung zur Nordsee, die anders als der Rhein nicht über „feindliches Gebiet“ führte.

Von der neuen Wasserstraße profitieren konnte aber auch das kleine Dorf Hiltrup, an dem der Kanal wegen der politischen Einflussnahme des in Hiltrup lebenden Reichskonsuls August Schencking vorbeiführte. Die verkehrsgünstige Lage der Gemeinde zwischen Nordseehäfen und rheinisch-westfälischem Industriegebiet an Straßen, Eisenbahn und Kanal sorgte für die Ansiedlung von Industriestandorten. Besonders zu erwähnen sind die Glasurit-Werke (heute BASF) für die ihr Gründer Max Winkelmann im Jahre 1903 ein Grundstück mit Gleis- und Kanalanschluss kaufte. Die Industriebetriebe boten viele neue Arbeitsplätze und zogen zahlreiche Menschen nach Hiltrup. Durch den Erfolg der Industrie setzte für die Gemeinde Hiltrup ein rascher wirtschaftlicher Aufschwung ein, der das noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem landwirtschaftlich geprägte Dorf in eine reiche kleine Stadt verwandelte.

Im Bereich Hiltrup bereitete die scharfe Kurve des Kanals an der heutigen „Alten Fahrt“ der Schifffahrt allerdings Probleme. Abhilfe geschaffen wurde durch die 1952 eröffnete neue Kanalfahrt, welche den „Hiltruper Bogen“ für große Schiffe besser befahrbar machte. Durch den Bau der zweiten Fahrt entstand in Hiltrup die Kanalinsel und somit ein beliebtes Naherholungsgebiet. Die „Alte Fahrt“ wird heute fast ausschließlich zur Naherholung und für den Wassersport, beispielsweise von den Ruderern des Akademischen Ruderclubs, genutzt.

Die an Münster vorbeiführende Südstrecke des Dortmund-Ems-Kanals von Datteln bis zum Abzweig des Mittellandlandkanals bei Ibbenbüren ist rund 80 km lang. Seit der Deutschen Einheit und der EU-Osterweiterung kommt ihr eine besondere Bedeutung zu, da sie zusammen mit dem Mittellandkanal ein wichtiges Bindeglied auf der West-Ost-Kanalverbindung bildet. Große Schiffe, die vom Rhein kommen, erreichen auf diesem Weg die Stromgebiete von Weser, Elbe und Oder. Der durchschnittliche Güterverkehr dieses Kanalabschnitts liegt laut der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes bei ca. 12 Mio. Gütertonnen im Jahr.

 

Routenvorschläge für die Besichtigung der Stelen: https://geo.stadt-muenster.de/rundgang_48165/

Ein Flyer mit einer Übersicht über alle Informationsstelen und einer Karte mit den Routenvorschlägen ist im Infopunkt Hiltrup (Marktallee 38), im Hiltruper Museum (Zur Alten Feuerwache 26) sowie an weiteren Stellen in Hiltrup erhältlich.

 

Kontakt:

STADTTEIL Offensive Hiltrup e. V.
Marktallee 38
48165 Münster

Tel: 0 25 01/9 71 28 95
info@stadtteiloffensive.de
www.stadtteiloffensive.de

Hiltruper Museum e. V.
Zur Alten Feuerwache 26
48165 Münster

Tel: 0 25 01/12 05
info@hiltruper-museum.de
www.hiltruper-museum.de

 

Bagger beim Bau der neuen Kanalfahrt (ca. 1951).

Bagger beim Bau der neuen Kanalfahrt (ca. 1951).

Bau der 1952 eröffneten neuen Kanalfahrt.

Bau der 1952 eröffneten neuen Kanalfahrt.

Dampfschiff auf dem Dortmund-Ems-Kanal.

Dampfschiff auf dem Dortmund-Ems-Kanal.

Die neue Kanalfahrt nach ihrer Eröffnung.

Die neue Kanalfahrt nach ihrer Eröffnung.