Nach einem Erlaß Karls des Großen sollten einer jeden neugegründeten Pfarr­kirche drei Bauernhöfe als Ausstattung hinzugegeben werden, um die materiel­le Versorgung des Priesters sicherzustellen. Zwei Höfe sollten dem Priester als dem Grundherrn abgabepflichtig sein, den dritten Hof aber sollte er selbst be­wohnen und bewirtschaften. Wie weit dieser Erlass in Hiltrup angewendet wurde, wissen wir nicht. Anzunehmen ist aber, dass seit der Gründung von Alt St. Clemens (12. Jh.) der Pfarrer als „Nebenerwerbsbauer“ unmittelbar neben seiner Kirche auf einem Pfarrhof wohnte. Die Verpachtung von Ländereien sowie die Arbeit auf dem zum Hof gehörigen bäuerlich genutzten Umland, bei der er von Bewohnern des Kirchspiels unterstützt wurde, sicherten dabei vermutlich seine Lebensgrundlage.

 

Dass der Pfarrhof in Hiltrup eine weit zurückreichende Geschichte besitzt, beweist eine Urkunde aus dem Jahre 1726, die von umfassenden Reparaturen des schon damals als sehr alt bezeichneten Hauses berichtet. Der heutige „Alte Pfarrhof“ wurde 1762 erbaut, nachdem sein Vorgängerbau und alle vorhandenen Urkunden (z. B. über die Gründung der Pfarre) einem Feuer zum Opfer gefallen waren. Somit ist der Pfarrhof eines der wenigen historischen Gebäude in Hiltrup.

 

Nach Errichtung der neuen Pfarrkirche St. Clemens (1912/13) an der Hohen Geest zogen 1919 drei Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu in den Pfarrhof ein. Zunächst übernahmen sie die ambulante Krankenpflege für Hiltrup und Amelsbüren und waren dabei meist zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs. Nach weiteren Umbauarbeiten entstand 1923 das kleine Krankenhaus „Marienhospital“ mit Behandlungszimmer, Bestrahlungsraum und Säuglingsstation. Während des Zweiten Weltkriegs erfolgte 1941 der Umzug des Krankenhauses in das Mutterhaus der „Hiltruper Missionsschwestern“, u. a. wegen des dort vorhandenen Luftschutzkellers. Weitergeführt wurde das nun „Marienheim“ genannte Gebäude als Altersheim.

 

1968 drohte dem Alten Pfarrhof nach dem Neubau des nahegelegenen (neuen) Marienheims der Abriss. Die KAB (Katholische Arbeitnehmerbewegung) rettete ihn durch eine Renovierung u. a. für Seniorenrunden des Vereins. Seit der umfassenden Sanierung 1992 wohnt dort ein Pfarrgeistlicher und die Räume des Pfarrhofs stehen für Veranstaltungen und Vereinsaktivitäten zur Verfügung. Bei der Sanierung wurde u. a. die neue große Tennentür eingesetzt, über die Pater Bernhard Trilling eingravieren ließ:

 

„Anno 1762 als Papst Clemens XIII die Kirche regierte

Maria Theresia im Römischen Reich das Zepter führte

Max Friedrich die Herde Sancti Ludgeri betraute

mich die Hiltruper Pfarrgemeinde wieder aufbaute

renoviert 1992

Friede dem Ein- und Ausgehenden“

 

Routenvorschläge für die Besichtigung der Stelen: https://geo.stadt-muenster.de/rundgang_48165/

Ein Flyer mit einer Übersicht über alle Informationsstelen und einer Karte mit den Routenvorschlägen ist im Infopunkt Hiltrup (Marktallee 38), im Hiltruper Museum (Zur Alten Feuerwache 26) sowie an weiteren Stellen in Hiltrup erhältlich.


Kontakt:

STADTTEIL Offensive Hiltrup e. V.
Marktallee 38
48165 Münster

Tel: 0 25 01/9 71 28 95
info@stadtteiloffensive.de
www.stadtteiloffensive.de

Hiltruper Museum e. V.
Zur Alten Feuerwache 26
48165 Münster

Tel: 0 25 01/12 05
info@hiltruper-museum.de
www.hiltruper-museum.de

Im Pfarrhof befand sich 1923-41 das „Marienhospital“ (ca. 1936).

Im Pfarrhof befand sich 1923-41 das „Marienhospital“ (ca. 1936).

Blick von der Straße An der Alten Kirche aus.

Blick von der Straße An der Alten Kirche aus.

Blick von der Gartenseite aus (ca. 1970).

Blick von der Gartenseite aus (ca. 1970).

Pfarrhof mit Zeder, kurz vor deren Zerstörung (1986).

Pfarrhof mit Zeder, kurz vor deren Zerstörung (1986).