Der Historische Rundgang lädt zu einem Einblick in die Geschichte Hiltrups ein. Auf insgesamt 14 Informationsstelen wird mit Fotos und stichpunktartigen Texten die Historie wichtiger geschichtsträchtiger Orte in Hiltrup nachgezeichnet und ein Überblick über die Entwicklung des heutigen Münsteraner Stadtteils geboten.

Ins Leben gerufen wurde das Projekt von der STADTTEIL Offensive Hiltrup in Kooperation mit dem Hiltruper Museum. Das analoge Angebot wird durch diesen Online-Auftritt ergänzt.

Für die Besichtigung der Stelen gibt es zwei Routenvorschläge: Zum einen der Rundgang mit ca. 4 km, der sich auf die Stelen im Ortskern konzentriert, und zum anderen die Rundtour mit 12 km, die alle Stelen umfasst. Beide Routen können sowohl zu Fuß als auch mit dem Fahrrad oder Roller erkundet werden und sind barrierefrei. Zu den Routenvorschlägen im Geodatenportal der Stadt Münster

Ein Flyer mit einer Übersicht über alle Informationsstelen und einer Karte mit den Routenvorschlägen ist im Infopunkt Hiltrup (Marktallee 38), im Hiltruper Museum (Zur Alten Feuerwache 26) sowie an weiteren Stellen in Hiltrup erhältlich.

Alt St. Clemens

Die Alte Clemenskirche wurde im 12. Jahrhundert im damaligen Dorf Hiltrup erbaut. Sie gehört zu den ältesten steinernen Kirchenbauten im Münsterland. Stifter war vermutlich der Bischof von Münster. Derartige Stiftungen wurden im Mittelalter auf dem Grund und Boden des Stifters errichtet, um die Seelsorge der Dorfbewohner, die zu seinem Gutshof gehörten, sicherzustellen. Dazu statteten die Stifter die Kirche mit Besitzungen aus, die das Einkommen des Priesters sicherstellten.

Alte Feuerwache

In vorindustrieller Zeit waren in der Regel die Einwohner selbst für den Feuerschutz zuständig. So auch in Hiltrup: Brannte es, läutete in der Alten Clemenskirche die St. Anna-Glocke und alarmierte so die Nachbarschaft. Weil die meisten Gebäude aus Holz gebaut und mit Strohdächern gedeckt waren, kam es sehr schnell zu starken Bränden, vor denen vor allem das Vieh gerettet werden musste. Im Zuge der Industrialisierung wurde der Brandschutz immer mehr professionalisiert, zunächst mit Gründung Freiwilliger Feuerwehren.

Alter Pfarrhof

Nach einem Erlaß Karls des Großen sollten einer jeden neugegründeten Pfarr­kirche drei Bauernhöfe als Ausstattung hinzugegeben werden, um die materiel­le Versorgung des Priesters sicherzustellen. Zwei Höfe sollten dem Priester als dem Grundherrn abgabepflichtig sein, den dritten Hof aber sollte er selbst be­wohnen und bewirtschaften. Wie weit dieser Erlass in Hiltrup angewendet wurde, wissen wir nicht. Anzunehmen ist aber, dass seit der Gründung von Alt St. Clemens (12.

Altes Pastorat

Bis zum Beginn des 20. Jahrhundert befand sich das Zentrum Hiltrups und der katholischen Kirchengemeinde rund um die Kirche Alt St. Clemens. Unweit von der im 12. Jahrhundert erbauten romanischen Kirche befand sich auch der Pfarrhof auf dem der Pfarrer der Clemens-Gemeinde lebte. Durch das rasche Wachstum Hiltrups infolge des Zuzugs vieler Menschen für die Arbeit in den neuen Industrieansiedlungen an Bahnlinie und Kanal war Alt St. Clemens mit seinen maximal 120 Plätzen zu klein für die Gemeinde mit 1.600 Katholiken (1912) geworden.

Christuskirche

Hiltrup war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts eine landwirtschaftlich geprägte Gemeinde und katholisch. Durch den Bau der Eisenbahn von Münster nach Hamm (1848) und besonders durch die Fertigstellung des Dortmund-Ems-Kanals (1899) veränderte sich die Gemeinde stark. Erste Industriebetriebe siedelten sich an. Damit kamen auch evangelische Christen: Waren es 1865 gerade einmal sechs, hatte sich die Zahl 1895 auf 92 vervielfacht und lag 1925 schon bei 222.  Für die Protestanten im Umland Münsters war zu dieser Zeit die Apostelkirche in Münster der Mittelpunkt.

Dortmund-Ems-Kanal

Nach sieben Jahren Bauzeit wurde der Dortmund-Ems-Kanal am 11. August 1899 am Dortmunder Hafen von Kaiser Wilhelm II. eröffnet. An der Fertigstellung des ersten großen Kanals, der in Deutschland gebaut wurde, hatten 4.500 Arbeiter mitgewirkt, von denen viele aus Polen, den Niederlanden oder Italien stammten. Grund für den Bau war vor allem der Aufschwung der deutschen Industrie im 19. Jahrhundert.

Glasurit-Werke (BASF)

Im Jahr 1888 gründete Max Winkelmann in Hamburg ein Handelsgeschäft für Farben und Lacke. Be-reits wenige Jahre später begann er mit der Herstellung eigener Lacke. Die beginnende Hochindustriali-sierung im Deutschen Reich ließ die Nachfrage nach Lacken stark ansteigen. 1893 brachte Max Win-kelmann mit „Kristallweiß“ einen bereits nach heutiger Herstellungsweise gefertigten, innovativen Lack auf den Markt, der ein großer Erfolg wurde und maßgeblich zum rasanten Aufstieg des kleinen Unter-nehmens beitrug.

Hiltruper Bahnhof

Das Hiltruper Bahnhofsgebäude entstand im Jahr 1908 und ist eines der letzten erhaltenen ehemaligen Empfangsgebäude der Eisenbahn in Münster.

Hiltruper See

Hiltrup befindet sich auf dem Rücken des etwa 80 Kilometer langen Münsterländer Kiessandzugs. In der Geschichte der Gemeinde war der Sand rund um die Hohe Ward immer wieder ein begehrter Rohstoff. So auch in den Jahren 1913/14, als man ihn für den Bau des Bahndamms Münster-Dortmund benötigte und hier Sandgruben anlegte. Ursprünglich war der Hiltruper See also ein Baggerloch, das mit Grundwasser volllief.

Kloster der Herz-Jesu-Missionare

Im 19. Jahrhundert strebten die europäischen Großmächte wie auch die USA nach der Errichtung von Kolonien, um den enormen Rohstoffbedarf zu decken, den die Industrialisierung mit sich brachte, und das Prestige des eigenen Landes zu heben. Die Folge war ein regelrechtes Wettrennen um die letzten „weißen Flecken“ auf der Landkarte, wodurch es zu zahlreichen Konflikten kam, die letztlich zum Ersten Weltkrieg führten. Das Deutsche Reich war 1871 gegründet worden und beteiligte sich erst seit den späten 1880er Jahren am imperialen Wettstreit.

Marktallee

Noch vor ca. 100 Jahren führte ein „Sandpättken“ an Wacholder- und Ginsterbüschen vorbei von Alt St. Clemens nach Angelmodde und weiter nach Wolbeck. Die Bauern nutzten diese „Dorfstegge“ als Kirchweg und beklagten oftmals, dass „die Wege gantz ohnbrauchbar und inpracticabel“ seien.

Mutterhaus der Missionsschwestern

Auf Anweisung des Auswärtigen Amtes in Berlin gründete Pater Hubert Linckens (Provinzial der Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu) am 13.12.1899 das erste Mutterhaus der „Hiltruper Missionsschwestern“. Drei Monate später wurde dann offiziell die Gemeinschaft der „Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu“ gegründet. Seit 1902 missionierten nun „deutsche Schwestern“ in den Kolonialgebieten. Vor allem auf Papua Neuguinea sollten sie die Hiltruper „Herz-Jesu-Missionare“ unterstützen.

Pfarrkirche St. Clemens

Im Zuge der Industrialisierung siedelten sich um 1900 entlang der Bahnstrecke und des Kanals in Hiltrup einige Industriebetriebe an, wie etwa die Max-Winkelmann-Werke (heute BASF). Dies sorgte für ein starkes Bevölkerungswachstum, welches sich auch in der Zahl der Gläubigen in Hiltrup widerspiegelte: Lebten 1851 etwa 650 Katholiken in Hiltrup, waren es nur knapp 60 Jahre später, kurz vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, schon 1.600. Die bisherige Kirche der Gemeinde, Alt-St. Clemens, konnte längst nur noch einen Bruchteil der Gläubigen aufnehmen.

Prinzbrücke

Allein im Münsteraner Stadtgebiet wird der 1899 eröffnete Dortmund-Ems-Kanal heute von knapp 30 Brücken überquert. Doch kaum eine andere besitzt eine ähnlich bunte Geschichte wie die Hiltruper Prinzbrücke.